Das Buch der Bücher

Die Bibel ist Gottes Wort, aber dennoch nicht direkt von ihm aufgeschrieben worden. Ebensowenig hat Jesus die Bibel geschrieben, by the way: von Jesus haben wir kein schriftliches Zeugnis, das er selbst aufgeschrieben hat. Auch innerhalb der Bibel schreibt Jesus nur ein Mal und das in Sand (Joh 8,8). Und Mose ist eine Figur des Alten Testaments, er hätte wohl kaum über das schreiben können, was nach ihm geschehen ist.

Richtig ist natürlich: Viele verschiedene Menschen haben „die Bibel“, also ihre verschiedenen Bücher geschrieben oder sie ergänzt. Von einigen kennen wir die Namen, wie z.B. Paulus, andere Namen sind ein Pseudonym und bei manchen Büchern ist die Entstehungsgeschichte so lang, dass vermutlich mehrere Generationen daran gearbeitet haben, das heißt Geschichten zusammengetragen, ergänzt weitergeschrieben und geordnet (z.B. bei der Genesis).

Im frühen Christentum gab es viele verschiedene Schriften, die vom Wirken Jesu berichteten (Briefe und Evangelien). Jede christliche Gemeinde hatte so ihren eigenen Kanon. Eine Auswahl musste getroffen werden. Dabei kam es mitunter zu sehr drastischen Kanones, wie z.B. dem von Marcion: ein von AT-Verweisen gereinigtes Lukas-Evangelium und 10 ausgewählte paulinische Briefe.

Durchgesetzt hat sich schlussendlich allerdings erst die Empfehlung von Athanasius von Alexandrien, die er in einem Osterbrief 367 n.Chr. gab:

„Ohne Bedenken sind weiterhin die Schriften des Neuen Testaments zu nennen, und zwar […]: Die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, ferner nach ihnen die Apostelgeschichte und die sieben sogenannten katholischen Briefe der Apostel […]. Dazu kommen vierzehn Briefe des Apostels Paulus […]. Ferner noch die Offenbarung des Johannes. Dieses sind die Quellen des Heiles, auf dass der Dürstende sich an den in ihnen enthaltenen Worten übergenug labe. In ihnen allein wird die Lehre der Frömmigkeit verkündigt. Niemand soll ihnen etwas hinzufügen oder etwas von ihnen fortnehmen“ (Nach Schneemelcher, W.: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung (Bd.1 Evangelien), S.40.)

Luther war nicht der Erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte. Vor ihm gab es schon mehrere Bibelübersetzungen, die allesamt nicht ganz so populär geworden sind. Als Erster gilt ein anonymer Österreicher aus dem frühen 14. Jahrhundert. Aber auch davor gab es schon eine „deutschsprachige“ Bibelübersetzung.

Der Bischof Wulfila (311-383) übersetzte die Bibel ins Germanische, genauer gesagt ins Gotische. Dafür musste er jedoch erstmal eine Schrift entwickeln, weshalb seine Bibelübersetzung maßgeblich für die gotische Schrift wurde.